Kunstgeschichte als Kulturwissenschaft |
Wichtiger Bezugspunkt
für meine kunsthistorischen Forschungsschwerpunkte ist das Re-flektieren
von zeitübergreifenden Bildprozessen, wie sie sich beispielhaft
im Werk von Aby Warburg finden.
In Abgrenzung zum white cube - Prinzip und der tradierten Epochengliederung
vieler Mu-seumspräsentationen zielen meine Forschungsfragen im
Blick auf Ausstellungskonzepte und Vermittlungsprojekte insbesondere
darauf ab, die kulturellen Ausprägungen von Bild-vorstellungen
in ihrem vielbezüglichen und zeitübergreifenden Wechselspiel
zwischen KünstlerInnen, kulturellem Klima und Publikum zu hinterfragen.
Die Arbeiten von Käthe Wenzel, die mit ihren künstlerischen
Fragestellungen eine Kunst als Kulturwissenschaft entwickelt hat und
weitertreibt, bilden in diesem Zusammenhang einen weiteren wichtigen
Bezugs- und Reibungspunkt. |
Rezeptionsästhetik |
Angeregt durch
mein 1. Studium und vielfältige Erfahrungen bei der Vermittlung
von kunst- und kulturgeschichtlichen
Fragestellungen beschäftige ich mich seit langem intensiv mit
der Rolle des Betrachters für die Kunst. Vor dem Hintergrund
der historischen Entwicklung der Betrachterfrage durch KünstlerInnen
und Wissenschaft, bildet die Öffnung der dialogischen Werkstruktur
des 20. und 21. Jhs. einen eigenen Schwerpunkt innerhalb meines Forschungsgebiets.
Erweitert wird dieses Spektrum durch meine jüngeren Forschungsansätze
zur Frage nach der dialogischen Arbeitsstruktur von Kunstmuseen. |
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts |
Im Zentrum meiner Arbeit steht
die Kunst des 20. und 21. Jhs. von den Anfängen um 1900 bis zu
den jüngsten Tendenzen und Impulsen des gegenwärtigen Zeitgeschehens.
Neben den ausgewiesenen Interessensschwerpunkten ist mein Themenspektrum
in diesem Forschungsbereich weit gefächert. Ein roter Faden,
dem ich dabei folge, ist das Wechselspiel zwischen gegenständlicher
und ungegenständlicher Kunst und dessen politische Funktionalisierung
insbesondere in der Zeit nach 1945. Der deutsch-deutschen Kunstentwicklung
gilt dabei mein besonderes Augenmerk. Grundsätzlich betrachtet
steht die Reflexion der Kunst sei 1900 für mich in enger Wechselbeziehung
zu den vorausge-gangenen Epochen, ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht,
das ich unter anderem in meinem Projekt "ZwischenZEITEN"
weiter verfolge. |
Prozessorientierte Kunst |
Die Beschäftigung mit diesem
Entwicklungsstrang steht für mich in engem Verhältnis zu
meinen rezeptionsästhetischen Forschungen und zur Reflexion von
Zugangsschwierigkeiten des Publikums im Umgang mit moderner und zeitgenössisch-aktueller
Kunst. Wichtige Reibungspunkte bieten für mich in diesem Zusammenhang
die Fluxuskunst, Joseph Beuys (vor allem die Arbeiten Evervess II
1 und 7000 Eichen) sowie jüngere Projekte von Lisa Glauer und
Käthe Wenzel. |
Institutionskritische Kunst |
Mein
besonderes Interesse für diesen Strang der Kunst resultiert aus
meiner Beschäftigung mit der Frage, welchen Einfluss die Institution
Museum mit ihrer Art der Kunstprä-sentation auf die Wahrnehmung
und den Umgang mit Kunst ausübt. An Arbeiten, die ins-besondere
die museale Präsentation und Vermittlung von Kunst zum Thema
machen, reizt mich insbesondere das spielerische und ironische Provokationspotential,
mit dem unsere eingeübten Kulturrituale gegen den Strich gebürstet
werden. Wichtige Reibungs- und Bezugspunkte sind für mich in
diesem Zusammenhang: Marcel Duchamp, Joseph Beuys (vor allem seine
Arbeiten Evervess II 1 und 7000 Eichen), Timm Ulrichs, das Mu-seum
of Jurassic Technology und das Karl Ernst Osthaus-Museum in Hagen
unter der Leitung von Dr. Michael Fehr. |
Geschichte des Kunstmuseums und der
Kunstbetrachtung |
Geprägt durch ein geschichts-
und kulturpolitisch waches Umfeld gehört der Besuch von Museen
jedweder Art seit langem zu meiner Beschäftigung mit kulturellen
Zusammenhängen und Alltagsfragen. Durch die intensive Auseinandersetzung
mit der Kunst des 20. und 21. Jhs. und der durch sie inspirierten
Betrachterfrage ist die Geschichte des Kunst-museums und die eng mit
ihr verflochtene Geschichte der Kunstbetrachtung immer mehr ins Zentrum
gerückt. Meine Forschungen fokussieren dabei insbesondere den
Aspekt der Präsentationsentwicklung sowie die gesellschaftliche
Funktionsgeschichte von Museum und Kunstbetrachtung. |
Erinnerungskultur |
Ein wesentlicher Motor meiner
Fragen zur Erinnerungskultur ist für mich die Auseinandersetzung
mit dem System des Nationalsozialismus und dem Genozid. Motiviert
durch meine Arbeit im Berliner Museumsbau von Daniel Libeskind bildet
die Beschäftigung mit der Mahnmalkunst einen eigenen Schwerpunkt
innerhalb dieses Forschungsfeldes. Wichtige KünstlerInnen sind
hier für mich: Renata Stih, Frieder Schnock und Rachel Whiteread. |
Wege zum Kunstmuseum |
Auslöser für
die Beschäftigung mit diesem Thema war die Frage wie es eigentlich
kommt, dass auch heute noch viele
der museumsgeübten Betrachter vor allem über Zugangsschwierigkeiten
im Umgang mit der Kunst des 20./21. Jhs. klagen.
Auf der Grundlage meiner Arbeitsschwerpunkte zielt die daraus hervorgegangene
Doktorarbeit darauf ab, Diskrepanzen im Verhältnis zwischen institutionalisierter
Werkpräsentation und künstlerischem Werkverständnis
aufzudecken. Mein Forschungsansatz folgt der These, dass die Institution
Museum durch die von ihr geprägte Tradition der Präsentation
von Einzelwerken und Entwicklungsabschnitten das Festsetzen grundlegender
Zugangsschwierigkeiten immer wieder entscheidend mit beeinflusst. |